Öffentlicher Personen-Nahverkehr in Wolfhagen eine Zumutung
Bereits seit mehr als einem Jahr ist es in Wolfhagen nicht mehr möglich, vom Bus direkt in die Regiotram oder umgekehrt umzusteigen, da die Busse der Linien 100 und 110 den Bahnhof nicht mehr anfahren können bzw. dürfen. Auf Nachfrage beim Betreiber der HLB in Naumburg sowie beim NVV wird auf die Stadt Wolfhagen verwiesen. Man habe bereits bei jeder Gelegenheit die Stadt auf die unhaltbaren Zustände hingewiesen, so der NVV.
Bei der Stadt Wolfhagen heißt es, dass man sich bisher nicht mit einer vor Ort anliegenden Firma, deren Grundstück die Busse überfahren müssen, um dort zu wenden, über eine Kostenteilung einigen konnte. Die Firma habe daher dem Busunternehmen die Überfahrt untersagt, da der betriebseigene Parkplatz angeblich durch das Befahren mit Bussen erheblich in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Ein weiteres Problem ist, dass sich Stadt und Deutsche Bahn gegenseitig die Zuständigkeit für die Instandhaltung des Bahnhofsplatzes im hinteren Teil zuschieben, der auch von den Bussen beim Wenden befahren werden muss.
So kommt es zur Zeit zu der unbefriedigenden Situation, dass Fahrgäste beim Umsteigen von der Regiotram zum Bus (dieser fährt hinter dem Forstamt in der Lynckerstraße ab) zwei Minuten Zeit haben, vorausgesetzt die Tram ist pünktlich. Dies ist wohl nur von Sportlern zu schaffen. Behinderte, ältere Fahrgäste sowie Ortsfremde bleiben auf der Strecke. Sie müs-sen dann mit dem Taxi fahren oder sich kurzfristig andere Fahrgelegenheiten organisieren.
Eine ebenso unbefriedigende Lösung ist der Umstieg von der Regiotram/Regionalbahn in den Bus der Linie 140 morgens um 7:00 Uhr. Zu dieser Zeit nutzen viele Schüler (die meisten nicht viel älter als 10 Jahre) diesen Bus, um vermeintlich sicher zur Wilhelm-Filchner-Schule zu kommen. Da dieser Bus aber in der Schützeberger Straße – gegenüber dem Forstamt – abfährt, müssen die Kinder die an dieser Stelle unübersichtliche und viel-befahrene Schützeberger Straße überqueren. Jeden Morgen kann man dort lebensbedroh-liche Situationen erleben.
Dass es auch anders geht, zeigen u.a. die Städte Korbach und Eschwege. Dort halten die Busse direkt am Bahnsteig, so dass Fahrgäste sicher und barrierefrei umsteigen können – eine Traumvorstellung für Behinderte und alte Menschen. Doch leider nutzen die Entscheidungsträger der Stadt Wolfhagen offensichtlich selbst wohl nie Bus und Bahn, sonst würde man hier sicherlich mit dem nötigen Nachdruck für Abhilfe sorgen!
Damit wären wir bei weiteren Versäumnissen der Stadt Wolfhagen. Es gibt hier nämlich im gesamten Stadtgebiet nur eine behindertengerechte Bushaltestelle (in Niederelsungen), bzw. entlang der Linie 100/110 (Kassel-Wolfhagen) nicht eine.
Wofür gibt es eigentlich einen Behindertenbeauftragten in Wolfhagen?
Zum Teil werden Bushaltestellen so geplant bzw. gebaut, dass diese von den Bussen gar nicht oder nur schlecht angefahren werden können. Am Beispiel der Haltestelle Moltkestraße in der Hans-Staden-Straße ist dies deutlich zu erkennen. Auf der Südseite ist sie regelmäßig zugeparkt oder die verbliebene Lücke ist so klein, dass ein Bus gar nicht hineinfahren kann. Und auch hier trifft es wieder Behinderte und alte Menschen, die deshalb einen unzumutbar großen Höhenunterschied zwischen Bus und Straße überwinden müssen.
Die Haltestelle Moltkestraße hat bezüglich ihrer Lage einen weiteren Nachteil: von hier in die Innenstadt geht es nur über eine steile Treppe, welche von Behinderten und alten Menschen kaum zu bewältigen ist. Dagegen könnte man im Bereich Ritterstraße/Hans-Staden-Straße an der Burgmauer eine beidseitige Bushaltestelle sehr gut einrichten und gleichzeitig durch das damit verbundene Halteverbot einen Gefahrenpunkt (Unübersichtlichkeit durch parkende Fahrzeuge) in diesem Bereich beseitigen. Positiver Nebeneffekt: das Landratsamt / Museum wäre hervorragend an den Nahverkehr angeschlossen.
Geposted von Jens Kühle am 2. Januar 2011